Die Wahrheit über Laktoseintoleranz

Geschrieben von Lucas B | Veröffentlicht am 09.05.2016 | 2 Kommentare
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Die Wahrheit über Laktoseintoleranz ©pixellaphoto, Flickr unter CC BY-ND 2.0 Laktoseintoleranz scheint mir wie eine Modeerscheinung. Immer wieder erzählen mit Leute, dass sie plötzlich an Laktoseintoleranz leiden und keine Milch sowie Milchprodukte mehr vertragen. Demnach werden die Milchprodukte aus der Ernährung gestrichen. Dabei scheint mir allerdings auch immer wieder, dass etwas Unwissenheit über das Problem mit der Laktose herrscht. Zur Aufklärung folgt nun - Die Wahrheit über Laktoseintoleranz. Dabei beschränke ich mich auf das Thema und werde Milch sowie Laktose nicht für sich bewerten.

Was ist Laktoseintoleranz?

Laktose wird auch als Milchzucker bezeichnet. Dabei handelt es sich um den großteil der Kohlenhydrate in Milchprodukten.

Bei Laktoseintoleranz handelt es sich um das Problem, dass nach dem Konsum von Milch Verdauungsprobleme in Form von Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten.

Personen die nun Probleme beim Konsum von Milchprodukten haben verfügen nicht ausreichend über das Enzym Lactase, welches zur Verdauung von Laktose notwendig ist.

Laktose gehört zur Gruppe der Disaccharide (Deutsch: Zweifachzucker). Das bedeutet, dass Laktose aus zwei verschiedenen Zuckerarten besteht. Das wären die beiden Einfachzucker Glucose und Galactose.

Das Enzym Lactase wird benötigt um Laktose in Glucose und Galactose aufzuspalten, welche ins Blut befördert und von unser Körper zur Gewinnung von Energie genutzt werden können.

Ohne die notwendige Menge an Lactase gelangt die Laktose unverdaut in den Darm und wir erhalten die oben genannten Symptome.

Laktoseintoleranz auf der Weltkarte

Weltkarte über Lactoseintoleranz Weltkarte über Lactoseintoleranz Auf der Karte lässt sich die Laktoseintoleranz über die Welt verteilt ablesen. In der Tat sind einige Menschen auf der Welt mit dem Problem der Unverträglichkeit von Laktose betroffen. In einer Zahl sind es etwa 75%. Doch unterscheidet sich die Anzahl der Betroffenen stark unter den Ländern.

In Europa, wo wir uns befinden, liegt die Rate im schnitt bei 5 bis 17%, was wirklich gering ist. Wenn ich mich umhöre würde ich eher auf eine Rate von 80% oder mehr tippen. Mit einem Schnitt von 44% decken die Amerikaner das Mittelfeld ab. In Asien und Afrika, also auf der Südhalbkugel, ist das Problem der Unverträglichkeit wesentlich höher. Es liegt bei 60 bis 80%. Die Zahlen beziehen sich auf die primäre Laktoseintoleranz und stammen aus dieser Studie.

Ursachen für Laktoseintoleranz

Es gibt zwei hauptsächliche Typen von Laktoseintoleranz, welche unterschiedliche Ursachen haben.

Primäre Laktoseintoleranz

Die primäre Laktoseintoleranz ist die häufigste Ursache. Sie beruht auf der natürlichen Reduktion der Laktaseproduktion, welche mit dem Alter kommt. Durch den Laktasemangel folgt eine schlechtere Verwertung der Laktose.

Als Baby oder Kleinkind können wir alle Laktose vertragen. Da auch in der Muttermilch Laktose enthalten ist wäre alles andere auch ein kleines bis gigantisches Problem für den Nachwuchs. Nach dem Stillen sinkt der Milchkonsum in der Regel allerdings enorm ab. Nun ist unser Körper faul oder sagen wir eher effizient und senkt die Produktion von Laktase. Wozu soll er den überflüssigen Stoff auch produzieren, wenn gar keine Laktose zur Spaltung vorhanden ist. Diese Senkung kann bis auf 10% gesenkt werden.

Besonders die moderne Ernährung über viel Getreide und Fertigprodukte fördert das das Problem. Der eingesetzte Milchzucker in verarbeiteten Produkten ist dann doch eher gering.

Diese Form von Laktoseintoleranz hängt vermutlich auch mit den Genen zusammen, da das Problem stark vom Lebensraum der Bevölkerung abhängt.

Sekundäre Laktoseintoleranz

Die sekundäre Laktoseintoleranz ist selten. Sie beruht auf Krankheiten wie Fehler im Magen oder schlimmere Fälle wie Zöliakie.

Da Laktase im Darm produziert wird, kann es durch Entzündungen an der Darmwand zeitweise zur Verhinderung der Produktion von Laktase kommen.

Aber der Arzt hat gesagt...

Nun gehen sogar etliche zum Arzt um sich auf Laktoseintoleranz prüfen zu lassen. In extrem vielen Fällen wird sogar ein positives Ergebnis ausgesprochen. Demnach liegt die Vermutung nah, dass die Anzahl der von Laktoseintoleranz betroffenen Personen steigt.

Doch wie wird überhaupt getestet? Ein klassischer Test besteht darin den Probanden mit Milchzucker zu konfrontieren und die Reaktion zu überprüfen. Zur Überprüfung wird hier der Sauerstoffausstoß gemessen. Über diesen lässt sich die Verwertung der Laktose auswerten. Häufig wird vor dem Test sogar ein Laktose-Verzicht durchgeführt (Laktoseintoleranz Diagnose).

Als Menge wird 50 Gramm Milchzucker verabreicht. Man könnte schon von "vor den Latz gehämmert" reden. Denn 50 Gramm ist eine beachtliche Menge, welche etwa einem Liter Milch oder einem Kilogramm Joghurt entspricht. Selbst extreme Milchkonsumenten können hier an ihre Grenzen stoßen.

Somit ist das Ergebnis des Test wohl eher, dass wird einer extremen Menge von Laktose nicht gewappnet sind. Aber normal zu sein bedeutet in meinen Augen nicht der Laktoseintoleranz ausgesetzt zu sein. Selbst bei wirklich betroffenen Personen wird gesagt, dass eine Menge bis zu 18 Gramm Laktose über den Tag verteilt kein problematisches Thema sind. Es wird sogar von unproblematischen Zuständen bei bis zu 12 Gramm in einer Sitzung gesprochen (Studie).

Behandlung und Behebung von Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz, falls wir es so nennen möchten, kann durchaus sehr einfach behandelt werden. Dabei meine ich natürlich nicht die ernsthaft erkrankten Personen. Schon gar nicht die, welche an der sekundären Laktoseintoleranz leiden. Wobei es zum Teil auch dort helfen kann. Dafür gibt es unterschiedliche Wege.

Supplementierung von Laktase

Wie wir zu Anfang gelernt haben beruht die Intoleranz auf Mangel des Enzyms Laktase. Somit ist es recht logisch, dass die Zuführung von Laktase Enzymen* helfen kann dem Problem entgegen zu wirken. Die Ergebnisse der Behandlung mit der Zugabe von Laktase sind jedoch relativ durchwachsen. Mit eine Ursache kann natürlich auch das Hauptproblem der Diagnose sein, welche auch in einigen Studien angewandt wurde.

Laktose Konsum

Es klingt verrückt, doch der Konsum von Laktose kann uns doch tatsächlich helfen die Laktaseproduktion wieder anzukurbeln. Wenn du den Abschnitt über die Ursachen der Laktoseintoleranz gelesen hast solltest du dir darüber bewusst sein.

Unser Körper fährt aus Effizienzgründen oder doof gesagt Faulheit die Produktion von Laktase herunter, wenn keine Laktose zugeführt wird. So können wir unseren Körper auch wieder an den Konsum von Milchzucker gewöhnen.

Natürlich solltest du diesen Schritt langsam angehen. Wenn du plötzlich jeden Tag kiloweise Joghurt oder literweise Milch in dich zimmerst, wirst du arge Probleme bekommen. Der Körper muss erst merken, dass nun wieder Laktase gebraucht wird und es sich um keine Ausnahme gehandelt hat. Erfolg wird natürlich auch der extreme Weg bringen, doch wird dieser sicher unangenehmer ausfallen. Es gibt sogar Studien, welche den Erfolg dieser Behandlung belegen (Studien 1,2,3,4). Eine dieser Studien spricht von einem Erfolg nach 16 Tagen.

Meiner Meinung nach ist diese Behandlung die beste Methode sich an den Milchkonsum zu gewöhnen und die Laktaseproduktion wieder in Schwung zu bringen. Ich denke die meisten Leser des Magazins werden wissen, dass ich den Weg über Supplemente meide und persönlich auch nicht einsetzte.

Probiotika und Präbiotika

Probiotika sind Mikroorganismen, welche die Gesundheit unterstützen können. Besonders in Milchprodukten sind Probiotika von Natur aus vorhanden. Sie entstehen durch Gärung. Somit sind sie auch in Hefe oder Sauerkraut zu finden.

Präbiotika sind nichtverdaubare Bestandteile von Lebensmitteln, welche sich positiv auf das Klima in unserem Darm auswirken und somit die Gesundheit verbessern. Der Darm spielt im Punkt unserer Gesundheit eine Elementare Rolle, was einigen überhaupt nicht bewusst ist. Doch das Thema würde hier den Rahmen sprengen.

Die meisten haben bei Probiotika und Präbiotika vermutlich nun direkt an Actimel*, probiotischen Joghurt oder andere probiotische Produkte* gedacht. Doch sind dies nur Produkte um diese Sparte zu vermarkten. Persönlich und auch einige Experten halten den Einsatz dieser Produkte für unsinnig. Es gibt etliche natürliche Nahrungsmittel, welche wesentlich günstiger sind und den gleichen Effekt bringen. Ein paar davon habe ich eben schon aufgelistet.

Laktosefreie Produkte

Seit ein paar Jahren ist die Auswahl der laktosefreien Produkte nahezu explodiert. Nicht nur noch Hersteller wie MinusL produzieren diese Produkte. Auch Eigenmarken wie Ja von Rewe oder K-Classic von Kaufland bieten schon Produkte mit dem Label "laktosefrei" an.
Laktose freie Milch Laktose freie Milch Das beruht aber nicht unbedingt auf einem Anstieg der Personen, welche keine Laktose vertragen. Es ist Wirtschaft. Die Unternehmen sind auf Profit aus. Unsere Gesundheit steht da nicht im Fokus. Dazu müssen wir uns nur Hersteller wie Nestle oder Coca Cola anschauen. Wo eine Nachfrage ist wird auch ein entsprechendes Angebot gebracht. Ob es sinnvoll ist spielt dabei nicht immer eine Rolle. Hauptsache die Produkte werden abgesetzt.

Bei der Herstellung von laktosefreien Produkten wird den Milchprodukten das Enzym Laktase beigefügt. So findet die Spaltung, also quasi die Verdauung, schon vorher statt. Da Glukose und Galaktose süßer schmecken als der Zweifachzucker schmeckt auch die laktosefreie Milch süßlicher. Dabei sei bedacht, dass auch laktosefreie Produkte nicht zu 100% frei von Laktose sind.

Noch interessanter an dieser Stelle ist, dass einige Produkte mit "laktosefrei" gekennzeichnet sind, obwohl sie von Natur aus schon kaum bis keine Laktose enthalten. Das betrifft besonders Hartkäse, da sich die Laktose durch die Reifung mindert.

Das solltest du mitnehmen

Laktoseintoleranz ist durchaus eine existierendes Problem, welche besonders den Personen auf der Südhalbkugel zu schaffen macht. Durch die doch ungünstige Methode neigen viele jedoch dazu fehlerhaft Laktoseintoleranz diagnostiziert zu bekommen.

Du solltest dir über die Ursachen für die Intoleranz bewusst sein und wissen, dass sich das Problem mit der Laktoseunverträglichkeit recht einfach behandeln lässt. Das streichen der Milchprodukte kann die Sache sogar noc schlimmer machen. Da so noch weniger Laktase produziert wird.

In meinen Augen übertreiben eine Menge Leute mit der Behauptung von Laktoseintoleranz betroffen zu sein. Besonders bei uns Kraftsportlern kann der Konsum schnell hoch werden. Ich werfe nur mal Magerquark und Milch in den Raum. Für unsere Freunde des zu unrecht gehypten Skyr sei auch dieser genannt.

Die große Menge an laktosefreien Produkten beruht mit auf der zu häufigen Diagnose so dem Glauben. Wir leben im Kapitalismus. Die Lebensmittelindustrie interessiert sich nicht primär, wenn überhaupt, für unsere Gesundheit. Den meisten großen Unternehmen geht es um den Profit. Die Leute wollen laktosefreie Produkte, also bekommen sie diese.
Tags: Milch Der Artikel wurde von geschrieben und am veröffentlicht.
Geschrieben von Lucas B
Lucas ist einer der Betreiber und Entwickler von buffcoach. Obwohl er im Bereich der IT tätig ist, nehmen Sport und Ernährung einen sehr großen Anteil seines Lebens ein. Er trainiert im Bereich des Kraftsports nach Grundlagen von Crosstraining. Sein Ziel ist es stark und fit zu sein. Eine gesunde Ernährung ist damit eng verbunden. Sein Wissen teilt er auf buffcoach.net im Magazin und Forum.
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09.05.2016 11:25
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Eine kleine Anmerkung, Laktoseintoleranz ist keine Krankheit! Es ist eher der Normalzustand. Die Menschen trinken/essen noch nicht sehr lange Milchprodukte und bei denen die es vertragen hat sich der Körper angepasst, bei denen die es nicht vertragen eben noch nicht. Von Krankheit kann man hierbei also nicht sprechen, genausowenig übrigens von einer Allergie. ;-)
Das sieht man auch schön an der Verteilung der Laktoseintoleranz auf der Weltkarte. Da wo wenig oder erst seit kurzem Milchprodukte verzerhrt werden, ist auf die Laktoseintoleranz hoch. 

Grüße Björn 
09.05.2016 13:08
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Danke für dein Feedback. Du hast recht, die Bezeichnung Krankheit ist etwas unzutreffend. Ich habe es angepasst ;)
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